Zum Hauptinhalt springen

Dennis Hohloch im Kurzgespräch: AfD-Strategien für Regierung, Jugend und Wirtschaft

02. Dezember 2025 // geschrieben von Manfred
Dennis Hohloch in Stockum-Püschen (@ Manfred Hübner)

Nach seinem Auftritt in Stockum-Püschen sprach AfD-Landtagsabgeordneter und Bundesvorstandsmitglied Dennis Hohloch mit dem Fingerklopfer über politische Stimmungslagen, die strategische Ausrichtung der AfD und zentrale Herausforderungen für seine Partei. Er betonte die wachsende Akzeptanz der AfD im Westen, skizzierte drei politische Kernfelder für eine mögliche Regierungsbeteiligung – Migration, Energiepolitik und Rechtsstaatlichkeit – und erläuterte, wie eine erste AfD-Landesregierung mit Widerständen in Verwaltung und Medien umgehen müsste. Zudem gab Hohloch einen Ausblick auf die geplante Neuausrichtung der AfD-Jugendorganisation sowie auf wirtschaftspolitische Leitlinien im globalen Wettbewerb.

Das vollständige Interview folgt im Anschluss.

Fingerklopfer (FK): Sie hatten eine lange Anreise aus Potsdam, nur um in einem kleinen Westerwald-Dorf von der Antifa begrüßt zu werden? Vermissen sie die linke Protestfolklore im Osten inzwischen?

Hohloch (DH): Die Anreise aus Potsdam in den Westerwald war es mir politisch wie menschlich absolut wert – auch mit Antifa-Begrüßung. Unsere Wähler, Unterstützer und Förderer verteilen sich über die gesamte Bundesrepublik und machen nicht an der Grenze der „neuen Bundesländer“ halt.

Auffallend ist, dass sich politische Entwicklungen heutzutage eher von Ost nach West vollziehen. Währenddessen die AfD im Osten weitaus anerkannter ist und die Proteste abnehmen, wird in den alten Bundesländern von einer aber immer kleiner und älter werdenden links-grünen Klientel der Protest noch am Leben gehalten. Ich freue mich auf den Tag, an dem eine AfD Veranstaltung auch dort ohne Gegenbewegungen durchgeführt werden kann. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt.

FK: Was sind aus Ihrer Sicht die drei drängendsten Problemfelder, die von einer AfD-Regierung im Bund addressiert werden müssten und wie sehen die Lösungsansätze der AfD dazu aus?

DH: Migrationspolitik & innere Sicherheit
Wir haben eine völlig außer Kontrolle geratene Migration nach Deutschland – mit massiven Folgen für Sicherheit, Sozialsysteme, Schulen und Wohnungsmarkt.- Konsequente Sicherung der Grenzen, Abschaffung der Anreize für illegale Migration (Sozialleistungen, Bleibeperspektiven).

  • Asylverfahren konsequent außerhalb Europas, Rückführung illegal aufhältiger Personen, Verknüpfung von Entwicklungshilfe mit Rücknahmebereitschaft.
  • Staatsbürgerschaftsrecht verschärfen: deutscher Pass als Abschluss einer erfolgreichen Integration, nicht als Willkommensgeschenk.

Energiepolitik & wirtschaftlicher Wiederaufbau
Ohne bezahlbare Energie und verlässliche Rahmenbedingungen wird Deutschland deindustrialisiert – das erleben wir gerade.

  • Raus aus der ideologischen „Energiewende“ in der jetzigen Form, Rückkehr zu Kernkraft und verlässlichen Grundlastträgern, Technologieoffenheit.
  • Massiver Bürokratieabbau, Abschaffung der CO₂-Bepreisung in ihrer derzeitigen Form, Entlastung von Mittelstand und Handwerk bei Steuern und Abgaben.
  • EU-Vorgaben, die uns wirtschaftlich strangulieren (Lieferkette, Green Deal etc.), grundlegend neu verhandeln oder notfalls national begrenzen.

Wiederherstellung eines echten Rechtsstaates und einer freien Debattenkultur
Wir erleben eine Politisierung von Institutionen, Medien und Justiz, die jeden Kritiker schnell in die „Extremisten“-Ecke stellt.

  • Politische Neutralität von Behörden, Schulen und öffentlich-rechtlichen Medien wiederherstellen; Schluss mit staatlich geförderter „Haltungs“-Propaganda.
  • Abschaffung der sogenannten „Meldestellen“ und staatlich geförderten Denunziationsportale, mit denen Bürger, Lehrer oder Unternehmen wegen vermeintlich falscher Meinung oder „falscher“ Formulierungen an den Pranger gestellt werden.
  • Direkte Demokratie ausbauen (Volksabstimmungen bei Grundsatzfragen), damit Bürger nicht nur alle vier Jahre ein Kreuz machen dürfen.
  • Stärkung von Polizei und Justiz bei der Durchsetzung von Recht und Ordnung – klar getrennt von parteipolitischer Einflussnahme.

FK: In 2026 könnte es erstmals eine Afd-geführte Landesregierung geben. Auf was muss sich eine solche AfD-Regierung einstellen? Wie will sie möglichen Sabotageversuchen auf Verwaltungsebene oder dem Versuch, Regierungshandeln "totzuklagen" begegnen?

DH: Eine erste AfD-geführte Landesregierung wird auf ein überwiegend feindliches Umfeld treffen: Teile der Ministerialbürokratie, viele Leitungspositionen in Behörden, große Verbände, NGOs und weite Teile der Medienlandschaft sind seit Jahren politisch auf eine Linie eingeschworen. Dazu kommt: Oppositionsparteien, Verbände und NGOs werden versuchen, möglichst viele Entscheidungen „tottzuklagen“.

Deshalb braucht eine AfD-Regierung aus meiner Sicht drei zentrale Säulen:

1. Exzellente Juristen und Verwaltungsfachleute Gesetze und Verordnungen müssen so formuliert werden, dass sie gerichtsfest sind. Politische Absicht allein reicht nicht – die juristische Umsetzung muss sitzen. Je besser die Vorarbeit in den Ministerien ist, desto schwerer wird es, Regierungshandeln vor Gericht zu blockieren.

2. Verwaltung klar an Recht und Gesetz binden Sabotageversuchen in der Verwaltung kann man nur begegnen, indem man klarstellt: Grundlage ist nicht „Haltung“, sondern Recht und Gesetz. Wer bewusst dagegen arbeitet, muss – im Rahmen des Beamten- und Arbeitsrechts – Konsequenzen spüren. Gleichzeitig braucht es Geduld: 30 Jahre rot-grün-schwarze Personalpolitik dreht man nicht in 30 Tagen um.

3. Ein vollumfassendes Kommunikationskonzept jenseits des Mainstreams Eine AfD-Regierung darf sich nicht darauf verlassen, „fair“ dargestellt zu werden. Sie muss sich ihre eigene Kommunikations-Infrastruktur aufbauen und konsequent nutzen:

  • Direkte Bürgeransprache: Bürgersprechstunden, Regionalkonferenzen, Dialogveranstaltungen in Städten und Dörfern, Telefon- und Online-Sprechstunden, Bürgerbriefe und Hauspost – überall dort, wo Menschen im Alltag erreichbar sind. Ziel: erklären, zuhören, Kritik aufnehmen und zeigen, dass Politik nicht nur in der Hauptstadt stattfindet.
  • Social Media als eigenes Nachrichten-Netzwerk: Kanäle der Minister, der Fraktion und der Partei müssen wie ein eigener Nachrichtensender funktionieren – mit kurzen, verständlichen Erklärvideos, Livestreams von Pressekonferenzen und Debatten, Infografiken zu Reformen und klaren Botschaften, die direkt bei den Bürgern ankommen.
  • Systematische Nutzung alternativer Medien: Interviews, Podcasts und Hintergrundgespräche mit freien und alternativen Medien, die überhaupt noch bereit sind, andere Perspektiven abzubilden. So können Maßnahmen und Beweggründe ausführlich erklärt werden, ohne dass jedes Wort durch die Brille des „Kampfes gegen Rechts“ kommentiert wird.

Ziel dieses Kommunikationskonzepts ist: Jede wichtige Entscheidung wird parallel erklärt – im direkten Gespräch vor Ort, auf Social Media und über alternative Medien. So bleiben Regierungshandeln und demokratische Legitimation eng miteinander verbunden, auch wenn etablierte Medien, NGOs und Teile der alten Eliten dagegen Sturm laufen.

FK: Am 29.11.2025 wird in Gießen die neue AfD-Jugendorganisation gegründet. Sie sind im Bundesvorstand u.a. für diese zuständig. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit der Partei mit der Jugendorganisation und deren Auftreten im politischen Raum vor?

DH: Die Jugendorganisation soll ein ernstzunehmender politischer Partner der Partei sein – nicht Folklore, nicht Selbstzweck, sondern ein Ort, an dem politisch interessierte junge Menschen Verantwortung lernen und übernehmen.

Ich stelle mir das in drei Punkten vor:

  1. Klare Verankerung in der Partei – mit eigenem Profil
    Die Jugendorganisation steht programmatisch auf dem Fundament der AfD, setzt aber eigene Schwerpunkte bei Themen, die junge Menschen unmittelbar betreffen: Ausbildungs- und Studienbedingungen, Wehrpflicht und Sicherheit, Digitalisierung, Meinungsfreiheit an Schulen und Hochschulen, Wohnungsfrage Sie soll die Perspektive der jungen Generation in die Partei hineintragen – nicht dagegen, sondern ergänzend.
  2. Schule für den politischen Nachwuchs 
    Ich möchte, dass die Jugendorganisation eine echte Talentschmiede wird: Schulungen in Rhetorik, Argumentation und Recht, Vorbereitung auf Mandate in Kommunen, Kreistagen und Parlamenten, verantwortungsvoller Umgang mit Social Media und Öffentlichkeit.

    Ziel ist nicht der lauteste Auftritt, sondern der tragfähige Nachwuchs, der in ein paar Jahren Gremien führen und Politik gestalten kann.
  3. Geschlossenes Auftreten nach außen
    Partei und Jugendorganisation müssen sichtbar zusammenstehen. Das heißt: gemeinsame Kampagnen, regelmäßiger Austausch mit Bundes- und Landesvorständen, Einbindung junger Leute in Wahlkämpfe und thematische Arbeitsgruppen.

Im Gegenzug erwarte ich von einer Jugendorganisation Disziplin, politische Reife und das Bewusstsein, dass jedes Auftreten nach außen die gesamte AfD mit betrifft. Engagierte junge Menschen sollen bei uns erleben: Man kann klar, kantig und unbequem sein – aber gleichzeitig professionell, verlässlich und anschlussfähig für all jene, die sich eine andere Politik in diesem Land wünschen.

FK: Wirtschaftsthemen kamen in Stockum-Püschen meines Erachtens etwas zu kurz. Europa und Deutschland droht zwischen den USA und China ökonomisch zerrieben zu werden. Zudem dürfte die KI die wirtschaftliche Landkarte fundamental verändern. Wie sehen die wirtschaftspolitischen Konzepte der AfD aus, damit Deutschland und Europa auch in 20 Jahren noch ökonomisch erfolgreich sind?

DH: Für mich gilt: USA und China sind für uns zugleich harte Wettbewerber und zentrale Handelspartner. Eine verantwortliche Wirtschaftspolitik muss beide nüchtern als Machtfaktoren betrachten und dennoch anstreben, vernünftige, für Deutschland vorteilhafte wirtschaftliche Beziehungen mit ihnen zu pflegen – ohne Unterordnung, aber auch ohne ideologische Dauer-Konfrontation.

Einige zentrale Linien der AfD-Wirtschaftspolitik:

  • Bezahlbare Energie als Fundament
    Ohne wettbewerbsfähige Strompreise brauchen wir über KI, Hochtechnologie und Industrie 4.0 gar nicht reden. Das heißt: Rückkehr zur Kernenergie, Nutzung moderner Gaskraftwerke, Stopp der planwirtschaftlichen CO₂-Bepreisung und des Zwangs zur teuren „Energiewende“ in der aktuellen Form.
  • Fokus auf Mittelstand statt Konzernlobby Der deutsche Wohlstand basiert auf Handwerk, Familienunternehmen und industrienahen Mittelständlern. Wir wollen Bürokratie zurückfahren, Steuerlast senken und EU-Regelwut eindämmen, statt immer neue Berichtspflichten (CSRD, Lieferkette usw.) aufzubauen, die nur Großkonzerne mit großen Rechtsabteilungen stemmen können.
  • Souveräne Industriepolitik statt ideologischer Planwirtschaft Keine Verbots- und Subventionswirtschaft nach grüner Lesart, sondern Technologieoffenheit. Wer in Deutschland forscht, produziert und ausbildet, soll gegenüber rein spekulativem Kapital besser gestellt werden.
  • KI als Chance, nicht nur als Risiko
  • Förderung von Rechenzentren und Forschung in Deutschland und Europa,
  • Unterstützung mittelständischer Betriebe bei der Einführung von KI-Anwendungen (z. B. durch Abschreibungsvorteile, unbürokratische Förderprogramme),
  • Regulierung mit Augenmaß: Schutz von Grundrechten und Eigentum, aber keine erdrückenden Auflagen, die europäische Anbieter gegenüber US-Big-Tech noch weiter benachteiligen.

Langfristig geht es darum, dass Deutschland und Europa wieder Produzent von Wertschöpfung werden, nicht nur Konsument. Das heißt: Re-Industrialisierung, Stärkung der beruflichen Bildung, Vereinfachung von Unternehmensgründungen, massiv beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren – und ein politisches Umfeld, das Leistung und Unternehmergeist nicht misstrauisch beäugt, sondern ausdrücklich will.

FK: Herr Hohloch, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Manfred Hübner

Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, Ihnen Content (wie z.B. Youtube Videos) anzubieten. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. In den unten verlinken Datenschutzhinweisen erklären wir ausführlich unsere Cookie-Policy. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung von Cookies womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Sie können Ihre Entscheidung über einen Link im unteren Teil der Webseite jederzeit widerrufen oder neu erteilen.