Blasphemie-Eklat bei Christmette sorgt für bundesweite Empörung
Stuttgart - Bei der live im Fernsehen übertragenen Christmette am Heiligabend aus der katholischen Kirche St. Maria in Stuttgart ist es zu einem ungewöhnlichen Aufsehen erregenden Zwischenfall gekommen, der in Teilen der Öffentlichkeit als blasphemisch kritisiert wird. (Katholisch)
Statt der traditionellen Krippenszene mit einer Jesus-Figur zeigte die ARD-Übertragung eine künstlerische Installation der Stuttgarter Künstlerin Milena Lorek: Ein erwachsener Mensch, beklebt mit nassem Reispapier und lediglich durch einen Strohhalm mit Luft versorgt, lag auf einem Strohhaufen – als Darstellung der Geburt Christi. Viele Zuschauer beschrieben die Szene online als verstörend, teils sogar „krank“, „abartig“ oder „blasphemisch“ und fühlten sich an einen „atmenden Alien“ erinnert. (BILD)
SWR-Rundfunkpfarrer Thomas Steiger, der die Messe leitete, erklärte, mit der Darstellung solle die Menschwerdung Gottes in seiner Verletzlichkeit gezeigt werden. Er betonte, man wolle nicht provozieren, aber „auch nicht wegschauen“ und den Betrachtern einen intensiven Moment des Nachdenkens bieten. (Katholisch)
Besonders aus konservativen politischen Kreisen kam scharfe Kritik: Der Stuttgarter CDU-Stadtrat Klaus Nopper prangerte an, die Weihnachtsgeschichte werde „im Sinne der Wokeness instrumentalisiert“ und kirchliche Werte würden mit solchen Inszenierungen untergraben. Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Maximilian Mörseburg erklärte, solche Darstellungen nähmen der Religion die Würde und könnten Menschen weiter von der Kirche entfremden. (heute.at)
Die ARD sowie das Bistum Rottenburg-Stuttgart haben bislang keine weiterführende offizielle Stellungnahme zu den Protesten abgegeben. Der Vorfall sorgt jedoch weiterhin für Diskussionen über die Grenzen künstlerischer Freiheit in religiösen Kontexten und über den Umgang der Kirche mit traditionellen Glaubensinhalten in der modernen Welt.
Reaktionen
1. Reaktionen aus der Kirche: Spaltung statt Dialog
Innerkirchlich offenbart der Vorfall eine tiefe Bruchlinie. Während Vertreter des progressiven Flügels die Installation als „zeitgemäße Annäherung an das Mysterium der Menschwerdung“ verteidigten, äußerten sich zahlreiche Geistliche und Laien entsetzt.
Besonders kritisch fiel die Reaktion vieler praktizierender Katholiken aus: Sie sehen in der Inszenierung keine spirituelle Vertiefung, sondern eine Ästhetisierung des Heiligen ins Verstörende, die den Kern des Weihnachtsfestes – Hoffnung, Erlösung und Demut – überdeckt. In sozialen Netzwerken und Leserbriefen wurde wiederholt der Vorwurf erhoben, die Kirchenleitung verliere den Sinn für das Sakrale zugunsten eines kunsttheoretischen Provokationsreflexes.
Mehrere Priester außerhalb des offiziellen Sprecherkreises warnten zudem davor, dass solche Aktionen die ohnehin schwindende Bindung vieler Gläubiger weiter beschädigten.
2. Politische Reaktionen: Zurückhaltung – mit Ausnahmen
Auf politischer Ebene dominierte auffällige Zurückhaltung. Vertreter von Grünen und SPD vermieden klare Stellungnahmen und verwiesen auf Kunstfreiheit und kirchliche Autonomie.
Deutlichere Worte kamen aus konservativen Kreisen. Einzelne Mandatsträger der CDU/CSU kritisierten, dass öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten – finanziert durch Gebühren – religiöse Feiern für ideologische Experimente missbrauchten. Dabei wurde weniger die Kunst selbst als vielmehr der Ort und Anlass infrage gestellt: eine Christmette, kein Museum, keine Performancehalle.
Auffällig ist jedoch: Eine breitere politische Debatte blieb aus. Beobachter werten dies als Zeichen einer kulturellen Verunsicherung, religiöse Gefühle offen zu thematisieren – aus Angst, als rückwärtsgewandt zu gelten.
3. Öffentliche und mediale Reaktionen: Entfremdung und Vertrauensverlust
In der breiten Öffentlichkeit überwog Irritation. Selbst viele Menschen ohne starke kirchliche Bindung äußerten Unverständnis darüber, warum ausgerechnet ein zentrales religiöses Ritual für eine derart drastische Neuinterpretation genutzt wurde.
Medial zeigte sich ein bekanntes Muster: Leitmedien rahmten den Vorfall überwiegend als „mutige Kunst“ oder „notwendige Provokation“. Kritische Stimmen wurden häufig moralisch eingeordnet („empört“, „konservativ“, „reaktionär“) statt argumentativ aufgegriffen.
Diese Diskrepanz verstärkte bei vielen Zuschauern den Eindruck, dass religiöse Sensibilitäten im öffentlichen Diskurs weniger schützenswert seien als andere weltanschauliche Überzeugungen.
Fazit
Der Eklat um die Christmette 2025 in Stuttgart zeigt weniger einen Konflikt zwischen Kunst und Religion als einen Verlust an Maß und Empathie. Wo religiöse Symbole bewusst verstört werden, ohne Rücksicht auf Gläubige, entsteht kein Dialog – sondern Rückzug.
Die offene Frage bleibt: Will die Kirche noch Heimat sein – oder Bühne?