„Reformen? Mehr denn je!“ – Stefan Marzischewski-Drewes im Fingerklopfer-Talk
Reformationstag, gemütlicher Schnack – und dann volle Polit-Breitseite: AfD-Landtagsabgeordneter Stefan Marzischewski-Drewes spricht mit Fingerklopfer-Chefredakteur Manfred Hübner über alles, was die Region bewegt: von Schülerbussen bis Standortkrise, von Stadtbild bis Staatsfunk, von Corona bis Kommunalpolitik. Arzt, Kommunaler Wahlkämpfer – und hörbar angefasst von dem, was er „organisierten Stillstand“ nennt.
Vom CT in den Kreistag
Mit 50 noch mal richtig in die Politik? Für Marzischewski-Drewes war’s eine Folgerung: Radiologe und Allgemeinmediziner, seit Jahren in Gifhorn vernetzt, seit 10 Jahren AfD-Mitglied. Auslöser laut ihm: Migrationspolitik, Euro-Rettung, Gesundheitswesen. Kein Lebenslauf-Geblubber, sondern die klare Ansage: „Die Versorgung wird schlechter – ich seh’s täglich.“
Die vorgezogene Landratswahl? Für ihn „Motivation – trotz allem“. Er berichtet von verbotenen Ständen, zähem Plakat-Pingpong und einer SPD, die finanziell und organisatorisch „wie aus dem Lehrbuch“ auftrat. Dazu die Diagnose Verwaltung: mehr Stellen, weniger Leistung. Klingt nach lokalem Kleinklein – bis es einen trifft: Bauantrag, ÖPNV, Zulassungsstelle. Du kennst das.
Auf dem Marktplatz war’s im Wahlkampf manchmal laut. Nach Beschwerden dann das Lautsprecher-Verbot – auch so ein Mini-Symbol für die ganz große Frage: Wie reden wir noch miteinander? Marzischewski-Drewes sagt: privat ginge vieles, offiziell kaum. Sein Eindruck: „Kampf gegen Rechts“ überdeckt reale Alltagsthemen – Schülerbeförderung, Sozialhaushalt, Infrastruktur.
Region unter Strom: VW-Land auf der Kippe
Wenn Wolfsburg hustet, bekommt Gifhorn Fieber. Der Abgeordnete zählt Zulieferer, Kurzarbeit, Stellenabbau auf – und warnt vor einem „Detroit-Moment“. Die Landespolitik setze laut ihm stur auf E-Mobilität, Subventionen und hohe Strompreise. Ob man das teilt oder nicht: Die Zahlen zu Neuverschuldung und Zinslast in Gifhorn lassen aufhorchen.
Leere Läden, unzählige Barber-Shops, zerstörte Sitzmöbel, eingeschlagene Wartehäuschen, wilde Müllplätze – der Politiker spricht von „Kulturverwahrlosung“. Das Wort ist hart. Aber es markiert, was Menschen meinen, wenn sie von einem "veränderten Stadtbild" reden.
Corona: „Aufarbeitung, aber richtig“
Als Arzt spart er nicht mit Kritik an der Coronapolitik: Ausgangssperren, Masken nachts in leerer City, keine repräsentativen Obduktionen – „medizinisch nicht sauber“. Untersuchungsausschüsse? Zu zahm. Seine These: Ohne AfD in Regierungen bleibt’s beim Wegmoderieren. Ob man da mitgeht – im Video hörst du die Begründung in voller Länge.
Gesundheit & Demografie: nicht zu wenig Ärzte – zu viel Teilzeit
Spannender Punkt: Laut Marzischewski-Drewes haben wir so viele Ärzte wie nie, aber falsche Anreize, Doppelstrukturen und immer mehr Teilzeit. Sein Rezept: vergütungsneutral gleiches Ergebnis, weniger Lobby-Logik, Priorisierung – und eine echte Familienagenda, sonst rennt uns die Demografie davon.
„Zirkustiere, Wolf, Schaufensteranträge“ – sein Blick in den Landtag ist wenig schmeichelhaft. Schlussfolgerung: Parlamente verkleinern, Verantwortung schärfen – und die „rote Karte“ wieder stärker durch Wählerhände zeigen.
Und privat? SV Gifhorn statt VIP-Loge, Holzhacken statt Achtsamkeitskurs. Ein paar Sätze, die Bodenhaftung signalisieren. Und genau das macht das Gespräch sehenswert: Zuspitzung plus Alltag, Zahlen plus Zorn, medizinischer Blick plus Kommunalbrille.