Falschaussagen des Kanzlers - die Affäre Weimer wird zur Affäre Merz
Berlin – Die sogenannte Causa Weimer entwickelt sich zunehmend zu einer politischen Belastung für Bundeskanzler Friedrich Merz. Was ursprünglich als mögliche Interessenkollision des neuen Kultur- und Medienstaatsministers Wolfram Weimer begann, droht sich nun zu einer handfesten Affäre Merz auszuweiten. Hintergrund sind Äußerungen des Kanzlers, in denen er die gegen Weimer erhobenen Vorwürfe als vollständig widerlegt bezeichnete – eine Darstellung, die durch Recherchen verschiedener Medien klar infrage gestellt wird.
Merz erklärte in einem ARD-Interview, sämtliche Anschuldigungen gegen Weimer hätten sich „als falsch erwiesen“. Zudem betonte er, bei den Veranstaltungen der Weimer Media Group, insbesondere dem vielbeachteten Ludwig-Erhard-Gipfel, handele es sich um gewöhnliche Formate ohne verkaufte Zugänge zu politischen Entscheidungsträgern. Doch genau diese Darstellung steht im Widerspruch zu Informationen, wonach Unternehmen gegen hohe Zahlungen von bis zu 80.000 Euro spezielle Pakete buchen konnten, die direkten Austausch mit politischen Spitzenpersonen einschließen sollten. Mehrere Medien legen nahe, dass solche Angebote nicht nur existierten, sondern gezielt mit dem Zugang zu politischen Entscheidungsträgern beworben wurden. Hinzu kommen die vielfältigen Plagiatsvorwürfe, die bereits zu erfolgreichen Unterlassungserklärungen gegen die Weimer Media Group führten.
Damit rückt der Kanzler in den Mittelpunkt der Affäre: Mit seiner kategorischen Zurückweisung aller Vorwürfe verbreitet er nicht nur offenkundig unzutreffende Informationen, sondern bindet die politische Verantwortung des Vorgangs eng an seine eigene Person. Aus der Kritik an einem Staatsminister wird so eine Belastung für die gesamte Regierungsführung.
Der Fall ist besonders heikel, weil Weimer und Merz seit Jahren persönlich verbunden sind und der Kanzler eine zentrale Rolle bei der Berufung des Medienunternehmers ins Kabinett spielte. Merz selbst trat mehrfach bei Veranstaltungen des Weimer-Hauses auf, was Zweifel an seiner politischen Unabhängigkeit in dieser Angelegenheit nährt. Die Kombination aus persönlicher Nähe, wirtschaftlichen Verflechtungen und der nun öffentlich widerlegten Darstellung des Kanzlers verstärkt den Eindruck, dass Merz nicht als neutraler Regierungschef agiert, sondern seinem politischen Vertrauten Schutz bietet.
Die Konsequenzen könnten erheblich sein: Kritiker sprechen bereits von einem drohenden Glaubwürdigkeitsverlust des Kanzlers, da er mit seinen Aussagen nicht nur die Tatsachen verzerrt, sondern auch die Transparenzansprüche seines Amtes untergräbt. Innerhalb der politischen Landschaft wächst zudem der Druck, den Sachverhalt umfassend offenzulegen und mögliche Interessenkonflikte klar zu trennen. Je länger Merz an seiner Version festhält, desto mehr verfestigt sich der Eindruck, dass die Causa Weimer längst zur Affäre Merz geworden ist – und damit zur Belastungsprobe für seine gesamte Regierung.