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Vince Ebert erhält Hayek-Medaille 2025: Scharfe Abrechnung mit der Planbarkeit und der „Besserwissergesellschaft“

03. November 2025 // Geschrieben von Manfred

Weimar - Der Komiker, Physiker und Kabarettist Vince Ebert wurde mit der Hayek-Medaille 2025 der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft ausgezeichnet. In seiner Rede zur Preisverleihung lieferte Ebert eine provokante und fundierte Analyse des Zeitgeistes, in der er die Illusion der Planbarkeit komplexer Systeme und die zunehmende Unmündigkeit der Gesellschaft kritisierte.

Ebert zeigte sich zunächst überrascht über die Ehrung, da die Hayek-Medaille üblicherweise an Nobelpreisträger, Wirtschaftsprofessoren oder Staatspräsidenten verliehen wird – und eben nicht an Komiker. Trotz seiner humoristischen Karriere betonte Ebert, dass er ursprünglich Physik studiert hat und damit nach Oskar Lafontaine und Angela Merkel der dritte deutsche Physiker mit einer langen und erfolgreichen Karriere im Comedy-Geschäft sei.

Kritik an Verzicht und Missionierung

Ebert argumentierte, dass Deutschland von einer Wissensgesellschaft zu einer Besserwissergesellschaft geworden sei. Er bemängelte, dass eine Minderheit von "Apokalyptikern und wissenschaftlichen Analphabeten" dem Land einrede, die Zukunft liege in Reduzieren und Verzichten. Besonders die Wissenschaftskommunikation sei davon betroffen: Sie wolle nicht mehr informieren, sondern missionieren, was er für falsch hält. Der Geist der Freiheit sei den Deutschen suspekt.

Im Zentrum seiner Rede stand die Unterscheidung zwischen komplizierten und komplexen Systemen. Ebert zitierte Friedrich A. von Hayek: „Ökonomie besteht darin den Menschen vor Augen zu führen wie wenig er wirklich über das weiß was er planen zu können glaubt“. Freie Märkte seien gerade deshalb so erfolgreich – und möglicherweise unbeliebt –, weil sie sich einer bürokratischen Planung entzögen. Komplizierte Systeme (wie ein Flugzeug) seien steuerbar, komplexe Systeme (wie eine Volkswirtschaft oder das Dreikörperproblem in der Physik) verhielten sich jedoch chaotisch und seien nicht berechenbar.

Plädoyer für die Unberechenbarkeit

Die Unberechenbarkeit des Lebens wird laut Ebert oft ignoriert, besonders von Menschen in Führungspositionen. Er betonte, dass Freiheit, Fortschritt und Innovation nur zum Preis der Unberechenbarkeit existierten. Die narzisstische Kränkung, zugeben zu müssen, dass man nur bedingt Kontrolle hat, führe dazu, dass die Menschen lieber trügerische Sicherheit durch regulative und bürokratische Verordnungen vortäuschen. Als Beispiel nannte er die kuriose Bürokratie in der Kunstszene, wo "Illusionisten" 7 % Umsatzsteuer zahlen, während "Zauberer" 19 % abführen müssen, da Letzteres als handwerkliche Tätigkeit eingestuft wird.

Ebert sah die wahre Ursache der aktuellen Krise in der jahrzehntelangen Weigerung der Bürger, Verantwortung für die eigene Lebensgestaltung zu übernehmen. Er verwies auf das Experiment von Solomon Asch, das zeige, dass 80 % der getesteten Personen der falschen Mehrheitsmeinung folgten, weil der Mensch ein Rudeltier sei, dessen Gehirn primär auf Überleben in der Gruppe und nicht auf Wahrheitsfindung konstruiert wurde.

Der Wert des Humors und der Individualismus

Der Kabarettist hob die zentrale Rolle des Humors in einer freien Gesellschaft hervor, da er „Mauern in Fenster“ verwandle. Er kritisierte, dass Humor in totalitären Systemen stets bekämpft wurde und dass heute oft die Fähigkeit fehle, Satire von diskriminierenden Witzen zu unterscheiden. Er sprach sich gegen die "politisch korrekte Abteilung" aus, die versuche, Sprache aufzuzwingen, was die innere Einstellung von Menschen wissenschaftlich belegbar nicht verändere.

Zum Schluss forderte Ebert die Zuhörer auf, mutiger zu werden und die Werte der Aufklärung – Leistungsbereitschaft, Wagemut, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – selbstbewusst zu vertreten. Er appellierte, nicht passiv zu bleiben, sich nicht wegzuducken und eine "Shitstormresilienz" zuzulegen, denn das Leben belohne die Mutigen.



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