Waffenstillstand im Iran-Israel-Krieg verkündet – Doch Angriffe gehen weiter

Washington/Teheran/Tel Aviv – US-Präsident Donald Trump hat am späten Montagabend auf seiner Plattform Truth Social einen „vollständigen und totalen Waffenstillstand“ zwischen Israel und dem Iran verkündet, der nach seinen Angaben innerhalb von sechs Stunden in Kraft treten sollte. Trotz dieser Ankündigung gingen die militärischen Auseinandersetzungen in der Nacht weiter, und die Lage bleibt unübersichtlich.
Laut Trump sollte die Waffenruhe gestaffelt umgesetzt werden: Zunächst sollte der Iran für zwölf Stunden seine Angriffe einstellen, gefolgt von Israel für weitere zwölf Stunden. Nach 24 Stunden sollte der Krieg, der seit zwölf Tagen tobt, endgültig beendet sein. „GLÜCKWUNSCH AN ALLE!“, schrieb Trump auf Truth Social, und iranisches Staatsfernsehen bestätigte, dass dem „Feind“ eine Waffenruhe „aufgezwungen“ worden sei.
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi widersprach jedoch Trumps Darstellung. Auf der Plattform X erklärte er, es gebe derzeit „keine Vereinbarung“ über einen Waffenstillstand. Der Iran sei bereit, seine Militäroperationen einzustellen, sofern Israel seine „illegale Aggression“ bis spätestens 4 Uhr morgens Teheraner Zeit (02:30 MESZ) beende. Israel äußerte sich bislang nicht offiziell zu den Waffenstillstandsplänen.
Fortgesetzte Angriffe trotz Waffenruhe
Trotz der angekündigten Waffenruhe meldete die israelische Armee in der Nacht erneuten Raketenbeschuss aus dem Iran. In mehreren Regionen des Landes heulten Sirenen, und die Bevölkerung wurde aufgefordert, Schutzräume aufzusuchen. Dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom zufolge kamen bei einem Angriff im Süden Israels drei Menschen ums Leben, ein Wohnhaus wurde schwer beschädigt.
In Teheran berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP von mehreren heftigen Explosionen kurz vor dem geplanten Beginn der Waffenruhe. Ob diese von israelischen Angriffen stammten, blieb unklar. Der Iran setzte unterdessen seine Raketenangriffe auf Israel fort, wie das israelische Militär mitteilte.
Hintergrund des Konflikts
Der aktuelle Krieg begann vor knapp zwei Wochen mit massiven israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen, die nach Angaben Israels die Entwicklung von Atomwaffen verhindern sollten. Der Iran bestreitet, ein militärisches Atomprogramm zu verfolgen, und reagierte mit Raketen- und Drohnenangriffen auf israelisches Gebiet. Seitdem liefern sich beide Seiten den schwersten militärischen Konflikt ihrer Geschichte. Nach israelischen Angaben wurden in Israel mindestens 24 Menschen getötet, im Iran sprechen die Behörden von über 224 Toten.
Die USA, ein enger Verbündeter Israels, griffen am Wochenende mit Luftangriffen auf drei iranische Atomanlagen in den Konflikt ein. Präsident Trump erklärte, die Anlagen seien „vollständig zerstört“, was Teheran bestreitet. Als Reaktion attackierte der Iran einen US-Militärstützpunkt in Katar, was die Spannungen weiter verschärfte.
Internationale Reaktionen
Die internationale Gemeinschaft zeigt sich besorgt über die Eskalation. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einem „Zyklus der Zerstörung“, während Russland, China und Pakistan im UN-Sicherheitsrat eine sofortige Waffenruhe forderten. Die EU-Außenminister berieten am Montag in Brüssel über die Lage, ohne konkrete Ergebnisse zu erzielen.
Der britische Premierminister Keir Starmer äußerte sich vorsichtig optimistisch und betonte, Trump wolle den Konflikt „effektiv beenden“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte hingegen vor einem militärischen Sturz der iranischen Regierung, was er als „großen Fehler“ bezeichnete.
Ausblick
Ob die von Trump verkündete Waffenruhe tatsächlich umgesetzt wird, bleibt angesichts der fortgesetzten Angriffe ungewiss. Beobachter sehen die Gefahr, dass der Konflikt weiter eskaliert, insbesondere wenn die USA ihre militärische Präsenz in der Region ausbauen. Trump selbst hat angekündigt, innerhalb von zwei Wochen über ein mögliches weiteres Eingreifen der USA zu entscheiden.
Die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung schwinden, während die humanitären Folgen des Krieges zunehmen. In Israel leben viele Familien in Schutzräumen, und im Iran fliehen zahlreiche Menschen aus Angst vor weiteren Angriffen aus Teheran.