Kopflos – Das Ende der WerteUnion

Knapp anderthalb Jahre nach ihrer Gründung ist die WerteUnion Geschichte. Parteichef Hans-Georg Maaßen hat heute seinen Rücktritt und zugleich den Austritt aus der von ihm selbst gegründeten Partei erklärt. Mit ihm verlässt der Großteil des Bundesvorstands die Bühne. Damit ist klar: Die WerteUnion ist gescheitert – und das auf ganzer Linie.
Vom Fehlstart zum Totalschaden
Wir haben es damals vorausgesagt. In unserem Artikel „Fehlstart für die WerteUnion“ war bereits im Februar 2024 von Missverständnissen, fragwürdigen Satzungsregeln und einem zu engen Fokus auf die Person Maaßen die Rede. Statt einer neuen politischen Kraft entstand ein Abbild der Altparteien, nur ohne deren Machtbasis. Statt Aufbruch dominierte interne Selbstbeschäftigung. Statt Mut zur Eigenständigkeit herrschte Nostalgie nach der alten CDU.
Die Saat, die damals gelegt wurde, trägt nun ihre bitteren Früchte.
Streit, Spaltung, Stillstand
Schon in den letzten Monaten war die Partei kaum noch handlungsfähig. Der Bundesvorstand zerstritten, Parteiausschlussverfahren gegen Kritiker, Abspaltungen im Landesbereich, das Abwenden des Fördervereins – kurzum: Chaos auf allen Ebenen. Ausgerechnet jene Partei, die angetreten war, um „bürgerliche Vernunft“ zurückzubringen, verstrickte sich in Satzungsfragen, Machtspielchen und persönliche Eitelkeiten.
Maaßens Rücktritt: ein kopfloser Abgang
In seinem Abschiedsbrief beklagt Maaßen die „veränderten Rahmenbedingungen“, die „verlorene Unterstützung“ und die „innere Zerrüttung“ der Partei – doch kein Wort der Selbstkritik. Kein Eingeständnis, dass er selbst durch seine Führungsart, seine Satzungsarchitektur und seine Abneigung gegen innerparteiliche Pluralität die Basis demotiviert und die Strukturen gelähmt hat.
Er geht – wie er geführt hat: allein, ohne Rücksprache, ohne Plan. Und er nimmt jene mit, die ihm ohnehin seit Monaten nur noch loyal zu Gesicht standen. Zurück bleiben Funktionstrümmer, ein entkernter Bundesvorstand und Mitglieder, die nicht wissen, ob und wie es weitergeht. Der Satz „Wir werden uns anders organisieren“ aus Maaßens Brief klingt dabei mehr nach Trotz als nach Strategie.
Eine Hoffnung verpufft
Die WerteUnion war für viele liberal-konservative Wählerinnen und Wähler ein Hoffnungsschimmer – ein Versuch, zwischen CDU und AfD eine seriöse, bürgerliche Alternative zu schaffen. Doch was als politisches Projekt begann, endete als psychologisches Rehabilitationsprogramm für enttäuschte CDU-Mitglieder.
Statt einer neuen Kraft wurde die WerteUnion eine Selbsthilfegruppe für politische Nostalgiker, die die CDU von gestern wiederbeleben wollten – mit denselben Reflexen, denselben Strukturen und denselben Fehlern.
Das Lehrstück einer gescheiterten Revolte
Die Geschichte der WerteUnion ist ein Paradebeispiel für politische Selbstüberschätzung:
- Man glaubte, mit ein paar Reden und Umfragen könne man eine Partei gründen.
- Man glaubte, Struktur und Organisation kämen von allein.
- Und man glaubte, Wähler würden sich von bloßen Bekenntnissen zu „Vernunft“ und „Werten“ begeistern lassen.
Am Ende stand kein Aufbruch, sondern Selbstzerlegung.
Fazit
Hans-Georg Maaßen hat heute nicht nur seinen Rücktritt erklärt. Er hat das bestätigt, was seit Monaten offensichtlich war: Die WerteUnion war nie wirklich eine Partei – sie war ein Projekt der Eitelkeit.
Die Idee einer liberal-konservativen Erneuerung mag richtig und notwendig sein. Doch wer sie verkörpern will, braucht mehr als Pathos und Parteitage. Er braucht Selbstkritik, Demut – und die Fähigkeit, zuzuhören.
All das war bei Maaßen und seiner WerteUnion nie zu finden.