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Migrando.de – Deutscher Pass auf Knopfdruck?

18. September 2025 // geschrieben von Manfred

Migrando.de wirbt offensiv damit, „den Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft“ zu vereinfachen. Mit Formulierungen wie „Der schnellste Weg zur Einbürgerung“ vermittelt die Plattform den Eindruck, man könne den deutschen Pass relativ bequem, schnell und gegen Beauftragung und Bezahlung erwerben. Doch gerade dieses Versprechen verdient deutliche Kritik, weil es in gewisser Weise die Idee der Staatsbürgerschaft als hohes Gut unterminiert – sie wird fast zu einem Produkt, das gekauft werden kann.

Wie arbeitet Migrando?

Der Ablauf, den Migrando selbst kommuniziert, besteht aus mehreren Schritten: Zunächst gibt es einen kostenlosen Test, der prüfen soll, ob die Person grundsätzlich Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllt. Danach folgt ein Telefonat zur Konkretisierung, dann die Mandatsübernahme – mit Vollmacht und Zahlung – und schließlich das Sammeln und Einreichen aller erforderlichen Unterlagen. Migrando übernimmt dann die Kommunikation mit der Einbürgerungsbehörde, erinnert an Fristen (z. B. die gesetzliche Bearbeitungsfrist), und bietet an, rechtliche Schritte wie etwa eine Untätigkeitsklage, falls die Behörde nicht reagiert.

In Werbevideos und Testimonials wird herausgestellt, dass Migrando-Kunden gelegentlich nach nur wenigen Monaten den deutschen Pass erhalten hätten – deutlich schneller, als viele ohne Beistand erwartet hätten.

Der Prozess scheint so gestaltet, dass Migrando als eine Art „Abkürzung“ oder als Dienstleister auftritt, der „alles übernimmt“ und durch Expertise und Druck auf Behörden Wartezeiten reduziert und Formalitäten optimiert. Auf den ersten Blick wirkt das attraktiv, gerade für Menschen, die mit bürokratischen Abläufen überfordert sind oder deren Antrag aufgrund kleiner Fehler immer wieder verzögert wird.

Wo liegt das Problem – und wo droht die Verschleuderung des deutschen Passes?

Der deutsche Pass als Ware?

Wenn Beworbene glauben, dass mit der Zahlung eines hohen Honorars und Beauftragung eines spezialisierten Dienstleisters die Einbürgerung automatisch schneller und sicherer verläuft, entsteht der Eindruck, dass der deutsche Pass ein käufliches Gut ist – nicht ein rechtlicher Status, der an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist und in dem auch Elemente wie Loyalität, Integration, Sprachkenntnisse und gesellschaftliches Engagement eine Rolle spielen. Diese Vorstellungen können Staatsbürgerschaft entwerten – sowohl symbolisch als auch real – wenn sie primär als Dienstleistung vermarktet wird.

Überhöhte Versprechen und Erwartungshaltung

Migrando suggeriert oft, dass durch ihre Dienstleistung Beschleunigung möglich sei („Erinnerung an Behörden“, „Druck durch Anwaltsvertretung“, „Erfahrung“), in manchen Fällen sogar dramatisch reduzierte Wartezeiten. Doch viele Faktoren, die die Dauer eines Einbürgerungsverfahrens beeinflussen, liegen außerhalb dessen, was ein privater Dienstleister steuern kann: Personalmangel in Behörden, gesetzliche Bestimmungen, Prüfungen von Rückständen, Auskünfte aus Herkunftsstaaten etc. Wer hier falsche Erwartungen weckt, riskiert, dass Menschen hohe Kosten zahlen, ohne dass sich ihr Verfahren tatsächlich deutlich beschleunigt.

Gefahr der Zwei-Klassen-Einbürgerung

Wenn man betrachtet, dass viele Migranten zur Einbürgerung Beratung und Hilfe brauchen, besteht die Gefahr, dass Besitz von Ressourcen (finanziell, sprachlich, netzwerklich) entscheidet, wie rasch und wie sicher jemand eingebürgert werden kann. Wer Migrando oder ähnliche Dienste zahlen kann, erhält Unterstützung; wer nicht, ist auf sich allein gestellt – und möglicherweise stark benachteiligt. Das unterminiert das Prinzip, dass dieselben gesetzlichen Voraussetzungen für alle gelten, und öffnet den Weg zu Ungerechtigkeiten.

Mangel an Transparenz und Risiko von Fehlleistungen

Ein zentraler Kritikpunkt ist: Wie klar und vollständig sind die Versprechen und die Darstellung des Leistungsumfangs? Menschen könnten annehmen, dass Migrando alle Schwierigkeiten wegnehmen könne – etwa Probleme mit Vorstrafen, zweifelhafte Herkunftsunterlagen, rechtliche Fälle, in denen die Voraussetzungen gar nicht erfüllt sind. Aber kein privater Dienstleister kann gesetzliche Defizite oder fehlende Qualifikationen rückwirkend beheben. Wenn Migrando hier Versprechen macht, die letztlich nicht haltbar sind, belastet das die Antragstellenden mit Kosten und Frust, möglicherweise ohne Erfolg.

Legitimitätsprobleme für das Migrations- und Staatsbürgerschaftsrecht

Gesetzgeber und Behörden definieren, unter welchen Bedingungen Einbürgerung rechtmäßig und sinnvoll ist – nicht allein nach Effizienz. Wenn private Anbieter den Fokus zu sehr auf Schnelligkeit, Erfolgsversprechen und „Premiumleistungen“ legen, kann das Staatsbürgerschaftsrecht in der öffentlichen Wahrnehmung verkürzt werden: weniger als Schutz der Zugehörigkeit einer Person zu einer Gemeinschaft, weniger als Ausdruck von Rechten und Pflichten, mehr als Ziel, das man bei ausreichender Zahlungsbereitschaft erreicht.

Fazit

Migrando bietet einem realen Bedarf Hilfe beim oft komplexen und undurchsichtigen Einbürgerungsverfahren. Doch der Weg, den das Unternehmen geht – mit starkem Werbeversprechen, hoher Bezahlung und Betonung auf Schnelligkeit – birgt erhebliches Risiko: Es droht eine Verwässerung der staatsbürgerlichen Bedeutung des deutschen Passes und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Zugang dazu.

Quellen

[1]: „Der schnellste Weg zur Einbürgerung“
[2]: "Einbürgerungsprozess Einfach & Schnell Mit Migrando" 
[3]: "Migrando.de: Dein Weg Zur Einbürgerung"