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Eva Vlaardingerbroek ruft zur „Remigration“ auf

23. Juni 2025 // geschrieben von Manfred

Die niederländische Politikkommentatorin Eva Vlaardingerbroek hielt auf einem internationalen Kongress eine polarisierende Rede, in der sie Migration als größte Bedrohung Europas darstellt. Ihre Forderung: Remigration. Ihre Botschaft: Europa stehe am Abgrund.

Die niederländische Publizistin und Politikkommentatorin Eva Vlaardingerbroek hat sich in den letzten Jahren zu einer prominenten Stimme der europäischen Neuen Rechten entwickelt. Mit ihrer jüngsten Rede auf einem politischen Gipfeltreffen in Italien bestätigte sie diesen Ruf eindrucksvoll – oder, aus Sicht ihrer Kritiker, erschreckend deutlich.

Vlaardingerbroek sprach über das, was sie für die „Schicksalsfrage Europas“ hält: die Masseneinwanderung aus außereuropäischen Kulturen und deren Folgen. In ihrer rund einstündigen Ansprache zeichnete sie ein Bild vom „demografischen Untergang“ des Kontinents – und rief zum politischen und gesellschaftlichen „Gegenangriff“ auf. Im Zentrum ihrer Rede: der Begriff Remigration, also die Rückführung von Migranten.

„Dies könnte in die Geschichtsbücher eingehen“

Vlaardingerbroek eröffnete ihre Rede mit einem Frontalangriff auf die politische Elite Europas, die sie als abgehoben und realitätsfern charakterisierte. Im Gegensatz zu üblichen „PR-Events“ sei dieses Treffen „ein möglicher Wendepunkt“, so Vlaardingerbroek – entweder als Geburtsstunde einer neuen patriotischen Bewegung oder als der Moment, den die Geschichte als letzten gescheiterten Versuch beschreibt, Europa zu retten.

Ihr erklärtes Ziel: „Europa europäisch halten“. Die demografische Entwicklung, so ihre These, führe unweigerlich dazu, dass „ethnische Europäer“ noch im Laufe dieses Jahrhunderts zur Minderheit in ihren Herkunftsländern würden – ein Prozess, den sie als „großen Bevölkerungsaustausch“ (engl. Great Replacement) bezeichnete.

Eine einfache Formel: Grenzen zu + Rückführung = Rettung

Nach Ansicht Vlaardingerbroeks reichen geschlossene Grenzen nicht mehr aus. Sie fordert eine flächendeckende Remigration – die Rückführung von Migranten, teils auch von deren Nachkommen, in ihre Herkunftsländer. Diese sei laut ihrer Rede „die einzige Möglichkeit, Europa vor dem Kollaps zu bewahren“.

Sie präsentierte drei Hauptargumente gegen gängige Gegenpositionen:

  1. „Wir brauchen Zuwanderer wegen des Arbeitsmarkts“ – Vlaardingerbroek hält das für falsch. Die meisten Migranten würden nicht arbeiten, sondern die Sozialsysteme belasten. In Zukunft würden zudem viele Jobs durch KI wegfallen.
  2. „Remigration ist unmoralisch“ – Sie weist den Vergleich mit NS-Deportationen scharf zurück und beruft sich auf das von Martin Sellner entwickelte Konzept einer angeblich „gewaltfreien Umsetzung“.
  3. „Das ist rechtlich gar nicht möglich“ – Internationale Verträge seien nicht sakrosankt, sondern politische Konstrukte, die man verändern oder verlassen könne, wenn der politische Wille vorhanden sei.

Gewalt, Verfall, Verlust – eine radikale Kulturkritik

Besonders umstritten war der Mittelteil der Rede, in dem Vlaardingerbroek über sexualisierte Gewalt sprach. Sie behauptete, Vergewaltigungen durch Migranten seien „genozidal“, also gezielt und systematisch gegen die europäische Bevölkerung gerichtet. Der Begriff „Rotherham“ diente ihr als Symbol für ein Phänomen, das ihrer Darstellung nach in ganz Europa verbreitet sei.

Solche Taten seien kein Zufall, sondern „eine Kriegstaktik“, um „die europäische Seele zu brechen“. Institutionen wie Justiz, Regierung und Medien warf sie vor, diese Zustände zu fördern oder bewusst zu verschweigen. Der Staat sei „Komplize der Täter“.

Auch in kultureller Hinsicht zeichnete Vlaardingerbroek ein düsteres Bild: Die großen Städte Europas seien dabei, ihre Identität zu verlieren – architektonisch, gesellschaftlich und moralisch. Integration sei gescheitert; stattdessen herrsche „kultureller Verfall“, angeheizt durch eine „feindliche Einwanderung“.

Europa – für Europäer?

Im letzten Drittel ihrer Rede formulierte Vlaardingerbroek einen offen ethnisch-exklusiven Anspruch: Afrika sei für Afrikaner, Asien für Asiaten – und Europa müsse den Europäern gehören. Dabei definierte sie „europäisch“ klar ethnisch, nicht bürgerlich oder staatsrechtlich. Das Konzept eines multikulturellen, offenen Europas lehnte sie als „ideologisches Konstrukt“ ab.

Ihr Schlusssatz war programmatisch: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wir haben den Willen. Jetzt muss Remigration beginnen.“

Analyse und Einordnung

Eva Vlaardingerbroeks Rede ist eine radikale Zuspitzung tiefgreifender gesellschaftlicher Konflikte. In ihrer Wortwahl und Argumentation überschreitet sie bewusst Grenzen und operiert mit Begriffen aus dem rechtsextremen Spektrum. Dennoch ist es notwendig, zwischen problematischer Rhetorik und legitimen politischen Anliegen zu unterscheiden.

Denn es gibt berechtigte Fragen, die viele Bürger umtreiben und die in ihrer Rede mitschwingen: Wie kann Europa die Kontrolle über Migration zurückgewinnen? Wie lassen sich Integrationsprobleme in sozialen Brennpunkten lösen? Was tun, wenn Zuwanderung dauerhaft weit über gesellschaftliche Aufnahmefähigkeit hinausgeht? Und: Haben Herkunftsländer auch eine Verantwortung gegenüber ihren eigenen Auswanderern?

Diese Fragen verdienen eine sachliche, rechtsstaatlich fundierte Diskussion – auch über Rückführungen, konsequentere Asylverfahren und Grenzen für wirtschaftlich motivierte Zuwanderung. Eine kluge und faire Remigrationspolitik kann Teil einer ausgewogenen Migrationsstrategie sein, wenn sie humanitäre Standards wahrt, rechtsstaatlich erfolgt und im demokratischen Diskurs entwickelt wird.

Vlaardingerbroeks Beitrag trift dafür vielleicht nicht den richtigen Ton – aber die Debatte über Ursachen, Grenzen und Folgen von Migration muss geführt werden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt hängt auch davon ab, ob legitime Sorgen Gehör finden, ohne dass daraus pauschale Ausgrenzung oder Angstpolitik wird.