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Team Freiheit – viel Rauch, wenig Transparenz

21. Oktober 2025 // geschrieben von Manfred
Thomas Kemmerich und Frauke Petry, Quelle: Team Freiheit

Es klingt nach einem großen Versprechen: eine neue politische Kraft, die das Land befreien will – von Parteienfilz, Postengeschacher und Staatsaufblähung. Genau das ist das Narrativ, das Team Freiheit derzeit in die Welt trägt. „Wir sind eine Anti-Partei“, heißt es dort stolz. Eine Bewegung, die Partei und Mandat trennt, Freiheit neu denkt und angeblich alles anders macht als die „etablierten Parteien“. So weit, so gut. Aber wie so oft steckt der Teufel im Kleingedruckten. Und in diesem Fall: im Vereinsrecht.

Hinter dem Projekt stehen einige bekannte Namen: Thomas Kemmerich, der 2020 in Thüringen durch FDP-Stimmen und AfD-Unterstützung kurzzeitig Ministerpräsident wurde. Frauke Petry, ehemalige AfD-Chefin, die sich nach ihrem Abgang lange zurückgehalten hatte – und nun wieder auf der Bühne steht. Und Joana Cotar, Ex-AfD-Abgeordnete, die betont, keiner Partei beizutreten, das Projekt aber mitträgt. Eine explosive Mischung aus bekannten Gesichtern, politischer Vergangenheit und neuem Branding.

Verein oder Partei – oder beides?

Offiziell ist „Team Freiheit“ ein eingetragener Verein. Ein Verein mit Mitgliedern, Fördermitgliedern und einem Vorstand, der nach eigenem Ermessen entscheidet, wer überhaupt dabei sein darf. Fördermitglieder zahlen – dürfen aber nicht mitbestimmen. Sie sind das schmückende Publikum, das den Applaus liefert, während die Musik anderswo gespielt wird.

Gleichzeitig wurde im Stillen auch eine Partei gegründet. Ja, richtig gelesen: „Anti-Partei“ hin oder her, ohne Parteistruktur kann man in Deutschland nicht zur Wahl antreten. Das weiß jeder, der schon einmal einen Blick ins Wahlgesetz geworfen hat. Spätestens bei der Listenaufstellung wird aus libertärem Pathos juristische Realität.

Und genau dort beginnt die spannende Frage: Wer bestimmt eigentlich die Kandidatenlisten? Die Fördermitglieder jedenfalls nicht. Die Vereinssatzung gibt keine Antwort – die Parteisatzung? Die ist nirgends zu finden. Keine Veröffentlichung, keine Transparenz, kein Einblick.

Große Worte, kleine Offenheit

Die Rhetorik ist klar: Man wolle das System herausfordern, das „Geschacher um Listenplätze“ beenden und mehr Bürgernähe schaffen. Aber wie genau das funktionieren soll, wenn man selbst mit denselben Regeln spielt – und sie gleichzeitig hinter verschlossenen Türen auslegt –, bleibt nebulös. 

Petry und Cotar betonen öffentlich, dass sie keine Parteimitglieder sind. Gleichzeitig sollen sie aber ganz offensichtlich eine zentrale Rolle spielen. Man spricht schon über mögliche Mandate. Aber wer wählt sie auf die Liste, wenn sie gar keine Parteimitglieder sind? Wer beschließt, wer antreten darf? Die Satzung schweigt. Die Webseite auch. Presseanfragen? Verpuffen im Nirgendwo.

Baden-Württemberg als Testfeld

2026 will Team Freiheit erstmals zur Landtagswahl antreten – in Baden-Württemberg. Dafür braucht es Unterstützungsunterschriften, klare Strukturen und vor allem: eine ordentliche Listenaufstellung. All das verlangt das Wahlrecht. Spätestens dann wird das, was heute noch als Bewegung verkauft wird, zur klassischen Partei – ob man es will oder nicht. Und dann gilt: Transparenzpflicht. Satzung. Protokolle. Rechenschaft.

Bislang deutet wenig darauf hin, dass man diese Spielregeln gerne offenlegt. Vielmehr inszeniert sich Team Freiheit als freiheitliche Avantgarde, die „den Bürger“ ins Zentrum stellen will – aber dem Bürger offenbar nicht zutraut, mitzureden.

Anti-Partei oder Honoratiorenclub?

Die aktuelle Struktur riecht weniger nach Graswurzelbewegung und mehr nach einem Honoratiorenprojekt. Wenige Köpfe, viel Kontrolle, viel Rhetorik – und eine Mitgliedschaft zweiter Klasse für die Förderer. Das mag kampagnenfähig sein, demokratisch ist es nicht.

In einer Zeit, in der das Vertrauen in die etablierten Parteien sinkt, ist das Spiel mit dem Anti-Establishment-Ton verführerisch. Aber wer Transparenz fordert, muss selbst transparent sein. Wer den Parteienfilz beklagt, sollte keinen neuen Teppich ausrollen, unter dem dieselben Strukturen verborgen liegen.

Offene Fragen an Team Freiheit

Wir haben Fragen an das "Team Freiheit" und seine Führungspersönlichkeiten. Zum Beispiel:

  • Wo ist die Parteisatzung einsehbar?
  • Wer entscheidet über Listen und Kandidaturen?
  • Wie kann jemand ein Mandat anstreben, ohne Parteimitglied zu sein?
  • Welche Rolle spielt der Verein bei der politischen Willensbildung?
  • Warum dürfen Fördermitglieder zahlen, aber nicht mitreden?

Bis diese Fragen beantwortet sind, bleibt Team Freiheit vor allem eines: ein politisches Projekt mit großen Worten – und einem sehr kleinen Fenster nach innen. Oder wie man bei uns sagen würde: viel Freiheit im Slogan, wenig Freiheit in der Struktur. Wer mit dem Freiheitsbanner winkt, sollte nicht mit verschlossenen Türen marschieren.