Zölle – Was bringen sie wirklich ein?

Im September 2024 erschien eine Analyse auf dem FRED Blog der Federal Reserve Bank of St. Louis mit dem Titel “Customs duties: What do they amount to? Customs duties: What do they amount to?Customs duties: What do they amount to?”. In diesem Beitrag wird anhand aktueller Daten erklärt, wie hoch die US‑Zolleinnahmen sind, wie sie sich historisch entwickelt haben und welchen Einfluss sie auf die Wirtschaft haben.
1. Bedeutung von Zolleinnahmen
Noch vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg stellten Zölle die wichtigste Einnahmequelle der US‑Bundesregierung dar. In der heutigen Zeit machen sie jedoch nur einen kleinen Teil der staatlichen Einnahmen aus – trotz jüngster Zollerhöhungen. Laut Daten aus Mitte 2025 lagen die Zolleinnahmen bei etwa 267 Milliarden US‑Dollar (angerechnet auf Jahresbasis) im zweiten Quartal. Im Gesamtjahr 2024 beliefen sie sich auf ca. 83 Milliarden US‑Dollar.
2. Durchschnittlicher effektiver Zollsatz
Der sogenannte Average Effective Tariff Rate (AETR) misst, wie viel Zoll im Durchschnitt pro importiertem Dollar gezahlt wird. 2024 lag dieser bei etwa 2,2 % – also 2,2 Cent pro importiertem Dollar (Federal Reserve Bank of Richmond).
Simulierte Szenarien verdeutlichen die Auswirkungen möglicher Tarifverschärfungen:
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Szenario 1: Einführung eines 25 % Zolls auf Stahl & Aluminium sowie 20 % auf alle Waren aus China. Das hebt den AETR auf 7,1 % (Federal Reserve Bank of Richmond).
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Szenario 2: Zusätzlich 25 % Zoll auf nicht unter USMCA fallende Waren aus Kanada und Mexiko. Der AETR steigt dann auf 10,4 %. Dabei erreichen kanadische Waren einen AETR von 11,9 %, mexikanische 15,5 % (Federal Reserve Bank of Richmond).
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Szenario 3: Weiterer 25 % Zoll auf Automobilimporte, was den AETR auf 12,4 % steigen lässt.
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Szenario 4: Hinzu kommen 25 % Zölle auf EU‑Importe – insgesamt resultiert daraus ein AETR von 17,0 %, der höchste im Modell (Federal Reserve Bank of Richmond).
3. Historischer Trend und Bedeutung für die Staatskasse
Die effektiven Zollraten – ebenso wie der Anteil der Zolleinnahmen am Bruttoinlandsprodukt – sind seit den 1960er bzw. 1990er Jahren kontinuierlich gesunken. Der aktuelle Anstieg durch Handelspolitik ist zwar markant, macht aber immer noch nur etwa 0,3 % des BIP aus – zu gering, um Haushaltslöcher zu schließen.
4. Wer trägt die Kosten?
Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen in den USA die höheren Zollkosten meist vollständig oder anteilig an Endverbraucher weitergeben:
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Im Mai 2025 berichteten fast ein Drittel der Hersteller und etwa 45 % der Dienstleister, die vollständig die Zollbelastungen in Form höherer Preise weiterzugeben (libertystreeteconomics.newyorkfed.org).
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Erst nach wenigen Wochen waren Preisanpassungen in vielen Branchen umgesetzt – über 50 % innerhalb eines Monats (libertystreeteconomics.newyorkfed.org).
5. Fazit & Bedeutung
Auch wenn Zolleinnahmen 2024 nur rund 83 Mrd. $ ausmachten und der effektive Durchschnittszoll nur 2,2 % betrug, zeigen die Simulationen: Zölle können mit starken Erhöhungen zu einem bedeutenden Einnahmequelle werden. Doch sie sind zugleich eine steuerliche Belastung für Konsumenten—und nur teilweise geeignet, Staatshaushalte nachhaltig zu finanzieren.
Obwohl politische Maßnahmen wie Zollerhöhungen den durchschnittlichen effektiven Zollsatz (AETR) und damit auch die Zolleinnahmen vorübergehend deutlich steigern können, bleibt ihr Beitrag zum gesamten Staatshaushalt gering. Historisch betrachtet haben sich die Zolleinnahmen – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – über viele Jahrzehnte hinweg verringert. Selbst in Szenarien mit deutlich höheren Zöllen erreicht ihr Anteil am Fiskalvolumen nur einen kleinen Bruchteil, was zeigt, dass Zölle zwar als handelspolitisches Instrument wirken, aber keine tragende Rolle für die Staatsfinanzierung spielen.